Rodeltipps mit Chefempfehlung
Die „Dos & Don’ts“ des Schlittenfahrens: Ein Rodel-Workshop mit Rudi Göstl einem der Geschäftsführer der Bergbahnen Wildkogel, auf der längsten beleuchteten Rodelbahn der Welt in der Wildkogel-Arena Neukirchen Bramberg sorgt mit Sicherheit für mehr Spaß beim Schlittenfahren.
Ich habe wunderschöne Kindheitserinnerungen ans „Bockareiten“, wie das Rodeln im Pinzgau auch genannt wird. Wie oft hatten wir an kalten Wintertagen unsere alten Holzschlitten geschnappt, sind im Schneefall fröhlich plaudernd den Berg hinaufgestapft, um dann mit einem breiten Grinsen und roten Wangen den Berg hinunterzusausen.
Tipps für Rodel-Novizen
Heute muss man seinen Schlitten nicht selbst den Berg hinaufziehen. Es geht ganz komfortabel und bequem mit der Smaragd- oder der Wildkogelbahn hinauf zum Start der bestens präparierten Rodelbahn. In der Wildkogel-Arena wartet sogar die längste beleuchtete Rodelbahn der Welt auf alle Freunde der Kufengaudi. Die unglaubliche Länge von 14 Kilometern verspricht Kurve um Kurve echtes Rodelvergnügen – verlangt aber durchaus etwas Kondition und Technik von den Rodlern. Was den Pinzgauern, die oft schon im Windelalter erstmals am Schlitten saßen, völlig intuitiv in Fleisch und Blut übergegangen ist, sorgt bei Rodel-Novizen für so manches Fragezeichen. Wo sitze ich? Was mach ich mit den Füßen? Wie lenke ich und überhaupt – wie bremse ich?
Früher Start für größtes Vergnügen
„Die richtige Technik bringt Sicherheit und schlussendlich das Maximum an Spaß beim Rodeln“, weiß Rudi Göstl, einer der Geschäftsführer der Bergbahnen Wildkogel und nimmt sich gerne Zeit für Rodeltipps mit Chefempfehlung. Wir treffen uns für unseren kleinen Rodel-Workshop morgens an der Talstation der Smaragdbahn in Bramberg. Wir wollen unter den Ersten auf der Rodelbahn sein, denn, so verrät der Rodelprofi: „Am Morgen, wenn die Bahn frisch präpariert ist, ist der Genuss des Rodelns am höchsten.“ Dieser Tipp ist schon mal kein Geheimtipp, denn zahlreiche andere Rodler gesellen sich an der Talstation mit ihren Schlitten zu uns. Da sieht man die eingefleischten Vielrodler mit ihren hochwertigen Rennschlitten, Familien mit großen Zweisitzern, altertümliche Kinderschlitten wie ich selbst einen hatte und alles dazwischen. Wer keinen eigenen Schlitten mit in den Urlaub genommen hat, leiht sich einfach eine Rodel direkt vor Ort. Der Vorteil: Diese Schlitten sind gut eingefahren und haben garantiert keinen Rost an den Kufen. Die Leihrodeln werden auch regelmäßig einem Service unterzogen – so wird man nicht von stumpfen Kufen ausgebremst. Bei der Auffahrt mit der Smaragdbahn liegt die Rodelbahn direkt unter uns und die Vorfreude steigt. In langen Serpentinen geht es über 1.300 Höhenmeter durch den Wald und über weite, freie Hänge. Auch aus Neukirchen gelangt man mit der Wildkogelbahn und einem kurzen Spaziergang zum Start der Rodelbahn. Während Rudi mir seine Sportrodel erklärt, sausen die ersten Rodler schon fröhlich jauchzend an uns vorbei. Wie funktioniert es nun am besten? „Wichtig ist zuallererst die richtige Ausrüstung!“, erklärt Rudi Göstl und meint: „Sneaker und Jeans sind definitiv nicht die richtige Kleidung fürs Rodeln, spätestens nach der zweiten Kurve sind Füße und Beine nass und kalt. Auch Skischuhe oder Moonboots sind nicht zum Rodeln geeignet!“ Die perfekte Ausrüstung besteht also aus festen Winter- oder Bergschuhen, Gamaschen oder Skihosen mit Schneefang, Winterjacke und Handschuhen. „Wer schon mal von einem vorbeisausenden Rodler eingestaubt wurde, weiß, dass eine Skibrille und Schal das Gesicht vor dem Schnee schützen. Und wir empfehlen das Tragen eines Helmes!“, meint Rudi Göstl und legt seine Rodel in den Schnee, während er die Zugschnur in den Händen behält, damit das Sportgerät nicht ohne seinen Besitzer den Berg hinabdüst.
Bitte Platz nehmen
Nun geht es an die praktischen Tipps für den Rodelspaß. „Die richtige Position auf dem Schlitten erleichtert dann das Lenken beträchtlich. Wir sitzen also nicht zu weit hinten oder vorne, sondern schön mittig. Beim Geradeausfahren lehnt man den Oberkörper weit zurück, der Kopf bleibt angehoben, um die Strecke gut im Blick zu haben. Muss man gerade nicht bremsen, hebt man die Beine auf Höhe der vorderen Kufenenden – das beansprucht zwar die Bauchmuskeln, ist aber die ideale Rodelposition, um geradeaus zu fahren. Die Zugschnur wird nun zum Lenkriemen und bleibt fest in den Händen. Eine leichte Richtungskorrektur kann man nun durch Gewichtsverlagerung einleiten – der Oberkörper lehnt sich auf die Seite, in die gelenkt werden will und den kurveninneren Fuß stellt man mit flacher Sohle in den Schnee. Bei modernen Sportrodeln kann man mit Zug am Lenkriemen ebenfalls die Richtungsführung unterstützen. In Kurven und Kehren setzt man sich auf und lehnt sich dann in die Kurveninnenseite, streckt dazu vielleicht auch noch den Arm aus und korrigiert mit dem kurveninneren Fuß die Richtung.“
Geschwindigkeit macht auch beim Rodeln Spaß, doch muss man jederzeit in der Lage sein, das Sportgerät anzuhalten. Der Profi weiß: „Will ich bremsen, setze ich mich ganz auf und stelle beide Fußsohlen seitlich der Rodel flach auf den Schnee und belaste die Füße gleichmäßig. Vorausschauendes Fahren hilft, doch manchmal braucht man einen Not-Stopp. Dazu greift man die vorderen Enden des Schlittens mit den Händen, stemmt die Füße flach auf den Schnee und zieht den Schlitten hoch. So graben sich die Kufenenden in den Schnee und sorgen für einen raschen Stopp.“ Für den Fall, dass man unterwegs einmal halten muss – sei es, um die Bauchmuskeln zu entlasten, um auf die langsameren Freunde zu warten oder weil jemand gestürzt ist – gilt es, die Rodelbahn rasch für nachkommende Rodler frei zu machen. Besonders in Kurven oder an unübersichtlichen Stellen sollte man nicht in der Bahn stehenbleiben. Auch hier gilt: Die Rodel bleibt an der Zugschnur in der Hand oder wird aufrecht in den tiefen Schnee außerhalb der Bahn abgestellt.
Nachtrodeln bei Flutlicht
Ein besonderes Vergnügen für alle Schlittenfahrer ist das Nachtrodeln am Wildkogel. Montags kann bei Flutlicht bis 18 Uhr und an den anderen Tagen sogar bis 22 Uhr gerodelt werden. Die Auffahrt ist bis 16:15 Uhr möglich, freitags (mit der Smaragdbahn) sogar bis 18:30 Uhr. Entlang der Strecke laden gemütliche Hütten zur Rast oder zum Einkehrschwung ein, denn die Gesamtfahrzeit bis ins Tal liegt zwischen 30 und 50 Minuten. Doch Vorsicht: Alkohol beeinträchtigt das Fahrverhalten und die Gefahreneinschätzung. Daher sollte man am besten erst nach der Abfahrt im Tal gemeinsam auf einen lustigen Rodelausflug am Wildkogel anstoßen.
Wir setzen uns nun auf die Rodel, schließen den Helm und schieben die Brille auf die Nase. Bevor Rudi Göstl das Startzeichen gibt, hat er noch einen letzten Tipp: „Ganz wichtig! Vergiss nicht, dir zwischendurch mal Zeit zu nehmen, um in Ruhe das unglaubliche Panorama in den Nationalpark Hohe Tauern zu genießen!“ Noch bevor ich antworten kann, saust er mit einem Lachen davon und ich stoße mich fest mit den Beinen ab, um diesen unerlaubten Frühstart in den nächsten 14 Rodelkilometern wett zu machen.

Rodelregeln am Wildkogel:
1. Absolute Sperre der Rodelbahn und Ende der Beleuchtung ist um 22:00 Uhr (außer montags: Sperre um 18:00 Uhr)
2. Halten und warten Sie bitte nur in den vorgegebenen Wartezonen, keinesfalls in den Kurvenbereichen.
3. Überqueren Sie die Rodelbahn nur an übersichtlichen Stellen.
4. Bei starker Frequentierung der Rodelbahn kann es zu einer ausgeprägten Wellenbildung auf der Fahrbahn kommen, wir bitten Sie, die Geschwindigkeit den Rodelbahnverhältnissen anzupassen.
5. Auf der Rodelbahn muss auch mit Skifahrern gerechnet werden.
6. Halten Sie Ihre Rodel immer an der Schlaufe fest, um ein unnötiges Gefährden Ihrer Rodelkollegen und das Abhandenkommen der Rodel zu vermeiden.
7. Um die Fahrt richtig genießen zu können, ist eine entsprechende Bekleidung notwendig. Besonders empfehlen wir Skibrille, Schal, Mütze, Skihose oder Gamaschen, Handschuhe, feste Stiefel - keine Skischuhe. Kinder bis einschl. 6 Jahre sollten auf der Rodel der Eltern mitfahren! Helmpflicht für Kinder und Jugendliche! Rodeln mit Helm ist für alle sicherer!
8. Nehmen Sie Rücksicht auf andere Rodelbahnbenützer. Verhalten Sie sich so, dass keine anderen gefährdet oder geschädigt werden.
9. Alkohol beeinträchtigt Ihr Fahrverhalten. Suchtmittel verringern die Reaktionsfähigkeit und die richtige Gefahreneinschätzung.
10. Rodeln auf Skipisten ist gefährlich und verboten.
11. Keine Hunde! Vierbeiner müssen während des Rodelvergnügens daheimbleiben. Zu groß ist die Gefahr von Kollisionen.
12. Kontrolliert abfahren! Abgefahren wird auf Sicht und mit ausreichend Abstand zu anderen Rodlern. Geschwindigkeit und Fahrweise ist dem Können, der Verkehrsdichte und den Verhältnissen anzupassen.
13. Beachten Sie Sperren und Warnhinweise.
14. Und falls Sie aktuelle Informationen über das Rodeln (Sperren, Öffnungszeiten, etc.) benötigen, rufen Sie doch bei unserer Rodelhotline an. Die Telefonnummer lautet: +43 6565 39800
Text: Edith Danzer



















